Uruguays Kueste – Montevideo – Colonia

An Uruguays Kueste entlang fuehrte uns der Weg ueber Montevideo und Colonia de Sacramento zum Ziel unserer Reise – Buenos Aires!

Uruguay – Nein – Uruguay ist wirklich kein Land, welches man als Europaeer unbedingt einmal bereist haben muss – doch wir bereuen nicht im Geringsten es getan zu haben! Wenn man zuvor die Andenstaaten bereist hat, ist es kulturell und landschaftlich auf den ersten Blick doch recht langweilig und europaeisch in Uruguay. Im Gegensatz zu Paraguay und Brasilien – ja anscheinend sogar im Gegensatz zu allen Laendern Suedamerikas – leben hier nicht einmal Indios, welche einem Reisenden das Gefuehl vermitteln, weit weg von seinem Heimatland zu sein. Die Indios, die einst in diesen Landstrichen gelebt haben, waren zu ihrem Pech so aufmuepfig gegenueber den Spaniern, dass sie alle nach und nach ermordet wurden. Zu unserem Entsetzen scheinen einige Uruguayer auf diesen Tatbestand noch immer recht stolz zu sein.
Uruguay erschien uns vielmehr als eine Ansammlung von recht gut situierten, europaeischen Auswanderern, die es sich auf diesem klimatisch und vegetativ recht europaeisch wirkenden Stueck Erde gut eingerichtet haben. Ihre kulturelle Identitaet scheinen sie vor allem durch den Genuss des “Mates” und der “Gauchos” (die es eigentlich so gar nicht mehr gibt) zu rekrutieren.
„Mate“ ist ein spezieller Tee, der eigentlich aus Uruguay kommt und von jedem Paraguayaner, Suedbrasilianer, Uruguayaner und Argentinier mindestens zwei mal am Tag, (jeweils eine Thermoskanne) getrunken wird. Diese Tradition gefiel uns sehr gut – nicht zuletzt, weil durch das omnipraesente Mate-Trinken Jung und Alt, Arm und Reich in sympatischer Gemuetlichkeit und Gleichbereichtigung miteinander vereint werden.
– Als „Gauchos“ werden die auf Pferden reitenden Knechte bezeichnet, die man ueberall mit ihren Hunden auf den Rinderweiden sieht. Hierzu muss gesagt werden, dass es heute eigentliche Gauchos in Uruguay kaum noch gibt. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts haben viele Grossgrundbesitzer viel Geld mit dem Export von Kuehen und Schafen verdient. Damals ritten die Gauchos noch stolz mit ihrem Matetee ueber ihre Laendereien und trieben die Herden zusammen… Doch heute sieht man auf den Pferden eher gewoehnlich aussehende Angestellte der Estancieros. Nun, der Vergleich zu frueher fiel uns weniger auf… doch wir freuten uns immer, wenn uns nach Stunden einsamen Radelns in diesem weitlaeufigen, im laendlichen Raum fast unbesiedelten Land mal einen „Gaucho“ mit seinen Hunden entgegenkam.

Kueste – Nach dem kleinen Abstecher von der brasilianischen Atlantikkueste ueber das Landesinnere Uruguays haben wir die uruguayanische Kueste nicht mehr verlassen und sind so nach fuenf Tagen wunderbar nach Montevideo gelangt. Endlich hatten auch Bens vernachlaessigte Architektenaugen auf diesem Weg mal wieder etwas zu gucken – die Kueste Uruguays steht ueberraschenderweise wirklich voll von exklusiver, teurer und interessanter Architektur. Da hier ja gerade Winter ist, waren diese Strandorte fast vollkommen ausgestorben, so dass wir uns in Ruhe umgucken und unser Zelt des oefteren direkt am Meer aufbauen konnten…
Ich hatte mir ja schon Sorgen gemacht, dass ich uns mit der Planung der Reiseroute ein paar sehr kalte und unangenehme letzte Radelwochen bescheren wuerde, denn der Reisefuehrer wies doch recht eindeutig darauf hin, dass der Winter in Suedbrasilien und Uruguay ziemlich kalt werden kann. Doch wie es aussah, hatten wir sehr viel Glueck. Nicht nur, dass wir meist von schoenem Rueckenwind begleitet wurden – wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, dass wir einen regelrechten Jahrhundertwinter mit sehr milden Temperaturen abgepasst haben. Nach unserem Geschmack hatten wir mit fast durchgaengig blauem Himmel und Temperaturen zwischen 14 und 20 Grad (an einem Tag sogar 25 Grad) zumindest das beste Radelwetter – im letzten Jahr soll es um diese Zeit maximal fuenf Grad gegeben haben…

Montevideo – Zwei Tage haben wir in Montevideo, dem absoluten Zentrum Uruguays verbracht, wo mit 1,7 Millionen Einwohnern knapp die Haelfte der Uruguayanos leben. Dies waren fuer uns vor allem zwei sehr unterschiedliche Tage. Da wir uns im Stadtzentrum in der Naehe zur Altstadt eingenistet haben, sind wir zunaechst in der Altstadt, im Hafengebiet und in der Nahe gelegenen Haupteinkaufsstrasse der Stadt flanieren gewesen. Somit hatten wir laut Reisefuehrer auch die Hauptsehenswuerdigkeiten abgegrast… Nur waren wir dabei doch etwas enttaeuscht, denn nur wenige Strassenzuege schienen uns intakt, authentisch und lebendig zu sein. Einen ganz anderen Einblick in Montevideo haben wir dann am zweiten Tag bekommen. Wir schwungen und auf unsere Raeder und sind an der schoen ausgebauten Promenade gen Osten gefahren um dann durch das Innere der verschiedenen Stadtteile wieder zu unserem Hostel zurueckzukehren. Hierbei zeigt sich uns Montevideo in grossen Teilen sehr modern und man konnte den vielen zufrieden aussehenden Menschen (die meist mit ihren Matetees in der Hand spzieren gingen) einen hohen Lebensstandart ansehen.
Vielleicht ist mir dieser zweite Tag in Uruguay allerdings auch so gut in Erinnerung, weil ich Ben 2:1 im Billard geschlagen habe und mich nun auf eine schoene Massage freuen kann…

Letzte Nacht als Globetrotter – Von Montevideo waren es dann nur noch knapp 200 km bis zu unserem eigentlichen Endziel unserer Fahrradreise: Colonia de Sacramento. „Colonia“ sollte urspruenglich die Hauptstadt Uruguays werden. Der kleine, am Rio de la Plata gelegene Altstadtkern mit den aeltesten Kolonialbauten Uruguays ist wirklich sehr huebsch, doch lange haben wir uns nicht aufgehalten, denn schliesslich musste die letzte Zeltnach unserer Radreise vorbereitet werden. Wir deckten uns also mit vielen Leckereien fuer unsere Campingkueche ein und fuhren wieder aus der Stadt heraus, um einen besonders schoenen Zeltplatz zu finden. Dies war aufgrund des starken Windes am Strand jedoch nicht so einfach und so haben wir dann doch wieder auf einem nett aussehenden Grundstueck gefragt, ob wir nicht dort unser Zelt aufschlagen konnten. Wir trafen hierbei auf Walter und Brunhilde, zwei vor 60 Jahren von Ostpreussen anch Uruguay eingewanderte Mennoniten, die uns uns in dieser fuer uns besonderen Nacht bei sich aufgenommen haben. Statt uns im Zelt bei Tuetensuppe und Baguettebrot wiederzufinden, haben wir den Abend vor dem Kamin mit gepflegter deutscher Unterhaltung mit Walter und Brunhilde verbracht und wurden dabei mit Bratkartoffeln, Kuhzunge und sehr gutem uruguayanischen Rotwein verwoehnt. Die letzte Nacht im Zelt wurde dabei zu einer Nacht im komfortablen Gaestebett und liebevoller Rundumversorgung… Wirklich schoen, dass auch unser letzter Radeltag noch so viele schoene Ueberraschungen und eine solch freundliche Begegnung fuer uns bereit hielt!

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1 Kommentar

  1. Hans-W.

    jetzt hats mich auch erwischt, bei der Rundumversorgung durch Brunhilde und Walter, da wurden die Augen ganz feucht bis naß. – Habt Ihr ein Glück in der Fremde! – So, nun treibst noch toll und dann kommt mal heim und dann will ich gern diesen und jenen Diavortrag über mich ergehen lassen, sagt, wo ich hinkommen soll….. . Gruß Hans-W.