Zweiter Rundbrief, in dem ich Hand in Hand mit unserem Field Officer durch die Stadt gehe und erkenne, dass es einen Un-terschied zwischen Unter- und Eintauchen gibt.

„Hamjambo!“ – zu Deutsch: „Wie geht es Euch?“ – eine in Reiseführern und Wörterbüchern immer wiederkehrende Begrüßungsform, die ich im alltäglichen Leben ebenso wie das „Tafadhali“ (Bitte) bisher noch nicht gehört habe – Touristenkiswahili also…
Die Antworten lauten immer gleich: „Salama“ (friedlich), „Safi“ (sauber) oder „Mzuri/Nzuri“ (gut(gesund) – negative Antworten sind auf die höflichen Fragen nach dem Wohlbefinden scheinbar verboten – Probleme können später besprochen werden. Obligatorisch bei der Begrüßungszeremonie ist auch der Handschlag, der je nach Ehrerbietung oder Freundschaft verschiedene Formen annehmen kann. Oft wird die dargebotene Hand über längere Zeit nicht losgelassen, wenn ein freundschaftliches Gespräch begonnen wird. Männer, die Hand in Hand durch die Straßen ziehen, gehören ebenso zum alltäglichen Straßenbild wie kaputte Plastiktüten an den Wegesrand oder ins Geäst von Büschen und Bäumen. Vertrautheit zwischen Männern und Frauen (sei es Umarmung oder ein Kuss in der Öffentlichkeit) habe ich bisher hingegen noch nicht gesehen.

Bei den herzlichen Begrüßungen werde ich mir wieder einmal der kulturellen Unterschiede bewusst – wenn die Hand vom Gegenüber festgehalten wird und ich sie nicht reflexartig zurückziehen kann, um den persönlichen Abstand wiederherzustellen. Allein diese kleine Geste zeigt, dass das Kennenlernen einer anderen Kultur viel Offenheit erfordert und dass die eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten erst einmal über Bord geworfen werden müssen. Andererseits macht sie mir auch deutlich, dass ein „Untertauchen“ in der anderen Kultur wahrscheinlich nicht möglich sein wird – und dass ich es nicht wollen würde. „Eintauchen“ – möglichst viel von der anderen Lebensweise aufnehmen und von der Kultur mitbekommen, doch immer noch „man selbst“ bleiben.

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